Clarenville

Über das Stück

Auf einer Sonderfrequenz wird ein unbekannter Kanal gefunden.
Er überträgt die Nachrichten eines andersartigen Ortes: Clarenville.
Clarenville ist irgendwann verloren gegangen und folgt eigenen Regeln: Ein Frettchen wird plötzlich zu einer Waldlichtung. Ein Astronaut wird von einem Schwamm erschlagen und Uhren werden eigensinnig.

Ausgestattet mit einer Überwachungskamera, Fernsehmonitoren und einem alten Plattenspieler, wird aus einem Sammelsurium an Fundstücken eine dichte Bilderwelt. Die Erzählungen sind die fantastischen Dokumente einer verloren gegangenen Welt.

Clarenville ist ein Objekt- & Figurentheaterstück.
Der Zuschauer sieht zwei Spieler, wie sie an einem Tisch live vor einer Kamera einen Film konstruieren. Dieser wird zeitgleich auf viele im Raum verteilte Fernseher, zusammen mit Musik, übertragen. In Anlehnung an Stumm- und Genrefilme arbeitet die Performance mit Versatzstücken aus nachgestellten Filmzitaten, Objekten, bekannten Erzählstrukturen und Filmtricks. Die erzählte Geschichte ist phantastisch, nicht direkt narrativ und sowohl eine Beschreibung eines fiktiven Ortes, als auch die Reflexion über ein Medium. Die Spieler manipulieren die Bilder in der direkten Verlängerung der Bildröhre - das wiederholbare, konservierte Fernsehbild wird zum Live-Act.
Wir arbeiten performativ mit Erzählstrukturen über Raum und Bild. Dabei beziehen wir uns auf Elemente der Bildenden Kunst und nutzen Fundstücke sowie Wort- & Bildzitate. Ein besonderes Interesse gilt dabei der Entwicklung spezifischer Darstellungsformen, die andere Perspektiven in der Wahrnehmung ermöglichen.

Trailer

Informationen

Clarenville
Objekttheaterstück mit Live-Video von Jost von Harleßem und Hanke Wilsmann
Dauer: 60 Minuten, ohne Pause.
Bühne Der Aufbau eignet sich für verschiedene Bühnengrößen, insbesondere auch für alternative Spielorte wie Festivalcafés.
Altersbeschränkung: keine Altersbeschränkung.

Mit freundlicher Unterstützung durch das Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen und die Hessische Theaterakademie

Aufführungsorte & Termine

Gesamtaufnahme

Dokumente

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Personen

Jost von Harleßem
arbeitete vor seinem Studium als Regieassistent und Dramaturg an freien Theatern in Köln. 2008 studierte er Kunstgeschichte und Theater-/Medienwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Im Rahmen seines Studiums arbeitete er dort als Produzent beim Radiosender UniMax und entwickelte eine Hörspielreihe. Seit 2009 studiert er Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er bei verschiedenen studentischen Projekten als Entwickler, Performer und Techniker beteiligt ist.
Für das Tanzprojekt NATURFILM, das 2010 im Rahmen des Festivals 'Junge Talente' in Frankfurt a.M. gezeigt wurde, war er für Technik und Live-Elektronik verantwortlich. In Zusammenarbeit mit Hanke Wilsmann entstand 2011 das Figurentheater-Stück CLARENVILLE. Mit Figen Aksoy entstand 2011 die Tanz-Performance EXPERIMENTS WITH GRAVITY. Darüber hinaus arbeitet er weiter als Techniker & Sounddesigner für Theaterproduktionen in Köln und Frankfurt. 

Hanke Wilsmann
absolvierte nach ihrem Abitur ein Volontariat in der Dramaturgieabteilung des Theater Aachen in der Spielzeit 2007 /2008. In dieser Zeit hospitierte und assistierte sie unter anderem bei den Regisseuren Ludger Engels und Hans-Werner Kroesinger. Seit 2008 studiert sie Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus – Liebig – Universität Gießen, wo sie bei unterschiedlichen Projekten in Konzeption sowie als Performerin und Dramaturgin tätig war. Bei dem Drama ABSCHOTTUNG, welches 2008 im Rahmen des 5.Marburger Kurzdramenwettbewerbs zur Uraufführung kam, führte sie gemeinsam mit Melchior B. Tacet Regie. Das Stück wurde in den Waggonhallen Marburg sowie in Gießen im Rahmen des Instant-Festivals gezeigt. 2011 arbeitete sie für die Produktion HEILIGER KRIEG unter der Regie von André Becker als Dramaturgin am Theater Rampe in Stuttgart. Im Rahmen von Kooperationsprojekten zwischen der ATW Giessen mit Prag, Brüssel und Amsterdam war sie an Stücken beteiligt, welche im Archa Theater, der Beursschouwburg Brüssel sowie dem Brakke Grond Theater Amsterdam gezeigt wurden. In ihren letzten Arbeiten galt dabei ihr Fokus zunehmend der Raumgestaltung und der Entwicklung installativer Performances. Gemeinsam mit Jost von Harlessem entstand 2011 das Figurentheater-Stück CLARENVILLE. Im Frühjahr 2012 war ihre Installation ARTEFAKT in der Muar-Galerie Gießen zu sehen.  

Fotos

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Alle Bilder sind ©Katharina Speckmann | Auf Vorschaubild klicken um druckfähige Datei zu öffnen.

Film-Stills

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Pressespiegel

»[...] Das Besondere des Abends liegt in der Art und Weise der Vorstellung: [...] Die Puppenspieler erwecken die Vorstellung vieler Kinder zum Leben, derzufolge im Fernsehkasten kleine Männchen leben, die hinter der Glasscheibe für Bewegung sorgen. Die alten Fernsehgeräte, das früh-moderne Musikspielgerät, die Kamera, das Plüsch- Frettchen, der verqualmte Saal und die leicht verzerrte Old Western Country Musik schmelzen letztendlich zu einer Darbietung zusammen, die noch eine Weile in Erinnerung bleibt [...]«
// Giessener Allgemeine Zeitung vom 18.12.2012

»[...] um was es im Universum von Clarenville auch geht: die Sichtbarmachung des Vorgangs, wie die Bilder, die sich schließlich so gut gerahmt im Monitor präsentieren, überhaupt in ihre Rahmung hineinkommen, und wie anders die abgebildeten Gegenstände ohne Bild unter Umständen aussehen.
[...] Und darum geht es, die Narration einer unter Umständen fremd, merkwürdig erscheinenden Logik, die sich herstellt, hergestellt wird und sich dabei im Fernseher zeigt; wie fremdes TV durchzappen, Geschichten daraus basteln, oder mehr noch eine Sendung mit Eigenlogik, ein eigenwilliger Ort, eine selbst funktionierende Welt.
Interessanterweise setzt sich diese andere Welt aus Versatzstücken der einen zusammen; Stücke, die nicht gesucht, aber gefunden werden können.«
// Eva Holling - Festivalblog Wunder der Prärie 2013

»[...] Dabei ist es doch ganz einfach: Wenn man weiß, wie der „Hamlet“ gemacht wird, glaubt man vielleicht weniger an „Hamlet“, aber paradoxerweise noch inniger ans Theater als eine Maschine, die tatsächlich bloße Fantasien/Träume gegenständlich wahr machen kann. Und wenn man weiß, wo die Gebäude stehen, die Godard für „Alphaville“ verwendet hat, glaubt man vielleicht weniger an „Alphaville“, aber noch mehr an eine Welt namens „Godard“, in der ein kluges Auge das Phantastische und Zukünftige im Gegenwärtigen bemerkt. Also, erste besondere Leistung von „Clarenville“: Ein momentan in der Großunterhaltung sehr erfolgreiches Prinzip wird auf einen Raum mit wenigen Leuten, eine intime Miniatur runterskaliert und holt damit das sehr Große (Weltraum...) ins vollkommen Transparente. [...] Man genießt die Rahmenvielfalt, ohne dass je einer der Rahmen zusammenstürzt oder abgetan wird – extrem aufgeklärt, extrem souverän. [...] die Heterogentität, das Nicht-Zusammenpassen der Figuren wird einfach dadurch wegemanzipiert, dass sie zueinander in wirksame, handlungsträchtige Beziehungen treten, die man aus der Menschenwelt kennt vom Einanderzulabern im Zug bis zur Hilfe auf einer langen Wanderschaft.
Die vierte Leistung ist der Plot selber: Er besteht, wie etwa die großen Spiele mit der Romanform von Leuten wie Laurence Sterne oder William S. Burroughs, praktisch nur aus Abschweifungen, aber man verliert trotzdem nie das Interesse, weil die Abschweifung nur die Bahn ist, auf der das Konzept seine enorme Leistungsstärke für ganz verschiedene Erzählvaleurs, von der grotesken Komik irgendwo zwischen Quay Brothers und Monty Python bis zur melancholischen Totenklage, beweisen kann.
Der Sprachwitz der Zwischentitel tut ein übriges, icing on the cake.«
// Dietmar Dath, zur Vorstellung am 18. September 2013, Mannheim